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Selber eine Wild Card organisieren

  • Werkzeug | How-to
erstellt: 04.06.20 / aktualisiert: 25.10.21

Habt ihr die Zusage erhalten, einen Raum einer Institution mit eurem eigenen Programm zu bespielen? Toll! Dann geht es jetzt darum, eure Wild Card konkret vorzubereiten und durchzuführen.

Taktik

Nachdem ihr mit einer Institution eine Wild Card ausgehandelt habt (auf Ausschreibung oder eigeninitiativ), schafft ihr euch nun Raum und Sichtbarkeit, etabliert ein Programm und eine Position und baut eine Beziehung zur etablierten Institution auf.

...Eine Wild Card ist eine bewährte Form der Kooperation zwischen einer etablierten Institution und einer freien Initiative. Während einer vereinbarten Zeit darf die Initiative bei der gastgebenden Institution ein eigenes Programm gestalten und geniesst dabei (natürlich in respektvollem Ausmass) auch kritische Narrenfreiheit.

Ideal, wenn ihr …

  • … ein temporäres Programm mit verschiedenen Aktionen durchführen möchtet.
  • … eine Plattform sucht für euer Engagement, um ein neues Publikum zu erreichen.
  • … euch dafür interessiert, bei einer bestimmten Institution hinter die Kulissen zu blicken.

Schritt für Schritt

Schritt für Schritt

1. Vorbereitung

Ihr habt Kooperations-Gespräche mit der Institution geführt (How to | Wild Card initiieren) und eine Vereinbarung aufgesetzt (Vorlage | Kooperationsvereinbarung). Damit sind die Ziele, Zeitdauer, Rahmenbedingungen etc. eurer Wild Card geklärt.

2. Ausarbeitung des Programms

Nun kommt ihr dazu, das Programm der Wild Card laufend genauer zu planen. Dabei ist es von Vorteil, wenn ihr verschiedene Typen von Formaten organisiert.

  • Ein Rahmenprogramm, das die Organisator*innen zusammenschweisst (gemeinsame Einzug-Aktion, Schlussfest).
  • Ein niederschwelliges, durchgehendes Format. Zum Beispiel ein ‘offenes Büro’, indem ihr zu bestimmten Zeiten durchgehend anwesend seid und an euren Dingen arbeitet, die ihr eh machen müsst. So lernt ihr den Ort richtig kennen und die Besucher*innen finden immer einen Anknüpfungspunkt, auch wenn gerade keine Aktion stattfindet.
  • Ein paar publikumswirksame Veranstaltungen. Hier kann aus dem Vollen geschöpft werden, vielleicht eine Pitch Night, einen Walk, ein Spieleabend, ein Fest, ein Filmabend, …
  • Vielleicht fällt euch auch eine Installation oder eine performative Intervention ein?
  • Denkbar wäre auch ein internes Vernetzungsformat (z.B. ein Speeddating), um die Organisator*innen untereinander bekannter zu machen oder auch um in Austausch mit der gastgebenden Institution zu kommen.
  • ...

TIPP

Nützt eure Narrenfreiheit mutig aus, entwickelt auch kritische Positionen. Hinterfragt die Institution und deren Tätigkeiten:

  • Fehlt ein Thema? Fehlen Stimmen?
  • Wie könnt ihr auf die Lücken hinweisen?
  • Könnt ihr konstruktive Ergänzungen, Lösungsvorschläge, neue Visionen beitragen?
  • ...

3. Gastspiele aufgleisen

Ihr könnt euch überlegen, ob ihr die Gelegenheit nützt und weitere Gäste einlädt. Das schont eure eigenen Ressourcen und macht vor allem einfach Spass.

>> Geht die Kooperation mit weiteren Kompliz*innen so unbürokratisch wie möglich an. Meistens reicht es, wenn ihr ein Datum fixiert und eine ungefähre Idee besprecht. Wenn der Tag gekommen ist, nehmt euch ein paar Stunden Zeit, um die Idee durchzuführen. Nichts muss perfekt sein, Hauptsache ihr setzt euch zusammen für etwas ein.

4. Umsetzung des Programms

Wichtig ist nun ein Treffen, in dem ihr mit der Gastgeber-Institution eine saubere Übergabe des Tagesbetriebs macht! Wie funktioniert das Schliesssystem, Licht, TVs, Kasse, etc.

>>Benutzt dafür z.B. unsere Checklist für die Übernahme des Betriebs

Nun ist es also so weit, der Schlüssel ist übergeben, ihr zieht ein. Macht für die wichtigsten Aufgaben einen klaren Einsatzplan, wer wann wo was tun muss.

Ansonsten: Seid spontan, flexibel, offen, neugierig, respektvoll, verantwortungsvoll und habt Spass. (Die Feierabendbiere sind unserer Meinung nach nicht zu unterschätzen…)

Tipp

Keine Sorge, wenn nicht alles läuft wie geplant. Das ist sogar das, was ihr euch wünschen könnt: Ist nicht alles Ungeplante auch eine Chance, etwas Neues zu lernen? Und bei einer Wild Card darf schliesslich alles etwas spontan und chaotisch sein.

5. Nachbereitung

Ihr habt viel Aufwand betrieben, ein vielseitiges Programm auf die Beine gestellt - und am Ende zieht ihr vermutlich mit leeren Batterien wieder aus. Die Nachbereitung des Erlebten geht dabei schnell vergessen, kann jedoch spannend für alle Beteiligten sein.

  • Wie ist es gelaufen?
  • Wurden eure Bedürfnisse erfüllt?
  • Was meint die gastgebende Institution dazu?
  • Was könnt ihr aus dem Prozess lernen?
  • Gibt es Themen aus der Wild Card heraus, die euch, die gastgebende Institution oder gar beide weiter beschäftigen werden?
  • Wenn ja: Wie beabsichtigt ihr, weiter in Kontakt zu bleiben?

Equipment nutzen

Unser Equipment will von euch kopiert, geteilt und je nach individuellen Bedürfnissen weiterentwickelt werden. Wir erwarten dabei bloss, dass ihr jeweils auf uns und allfällige Kompliz*innen verweist:

Lizenz: CC BY 4.0 | Urban Equipe

Zitiervorschlag: „Dieses Equipment ist unter CC BY 4.0 lizenziert. Es stammt von der Urban Equipe. Der Originaltext bzw. die Originalversion befindet sich hier [Link einfügen].”

>> Die Erkenntnisse und Tipps dieses How-tos wurden im Gespräch mit Nextzürich entwickelt.

Feedback, Kritik, Ideen & Wünsche

Wir lernen laufend und im Laufen! Lauft mit uns und teilt eure Erfahrungen, Ideen und Eindrücke mit uns!

Habt ihr Anmerkungen, Kritik oder Ergänzungen zu diesem spezifischen Equipment? Unser Equipment steckt noch in den Kinderschuhen und entwickelt sich nun stetig weiter. Wir freuen uns daher enorm zu hören, wie es bei euch ankommt, ob es verstanden und genutzt wird. Oder eben nicht.

Oder habt ihr Ideen für weitere Gelegenheiten oder Equipments, die wir vielleicht sogar zusammen mit euch erarbeiten können? Kennt ihr Projekte, die ihr gerne hier aufgearbeitet und dokumentiert sehen würdet?

Wir freuen uns via equipment@urban-equipe.ch davon zu erfahren.