Equipment

Unsere spielerische Entwicklung von Conflicity

  • Praxisbeispiel | Umsetzung
erstellt: 28.06.19 / aktualisiert: 31.01.22

Conflicity will Verdichtung spielerisch thematisieren und versucht dabei die Gratwanderung zwischen moralischer Wissensvermittlung und bitterbösem Spielspass zu meistern. Das Spiel entsteht, indem es laufend gespielt, kritisiert und danach weiterentwickelt wird. Dieser spielerische Arbeitsprozess sowie die daraus gewonnenen Erkenntnisse haben wir hier dokumentiert.

Auf einen Blick

Was: Conflicity ist ein Verdichtungs-Brettspiel. Je nach gezogener Rolle müssen die Spielenden in den vier Bereichen Wohnfläche, Arbeitsfläche, ÖV und Grünräume investieren. Wer erfolgreich sein will, muss dabei auf eine ausgeglichene und nachhaltige Entwicklung der Stadt achten.
Wer
: Nextzürich & die Urban Equipe
Wann:
Sommer 2018 - Sommer 2019
Wo:
Entwickelt und getestet an diversen Veranstaltungen in Zürich, unter anderem: Sirup, Schnaps & Spiele im Rothaus, SpielBar Edition Conflicity im Si o No und SpielBar Edition Design Biennale im 25 hours hotel Zürich West

Kontext

Nextzürich hat sich seit 2017 ehrenamtlich in verschiedensten Projekten mit dem Thema Verdichtung auseinandergesetzt. Eine Projektgruppe, bestehend aus fünf Raumplaner*innen, wollte dabei die Verdichtung in der Stadt Zürich spielerisch behandeln. In einem ersten Schritt entstand daraus das Density* Kartenspiel, auf dessen Basis dann schliesslich in einem zweiten Schritt das Brettspiel Conflicity entstanden ist.

Seit Gründung der Urban Equipe wird dieses nun mit vereinten Kräften laufend weiterentwickelt und getestet.

Impressionen1/5

Ausgangslage

Raumplanung und Stadtentwicklung sind komplexe Themen, bei welchem sich Akteur*innen mit ihren Interessen und Ansprüchen an den Raum oft kompromisslos gegenüberstehen. Das führt zu einem Frontendenken, welches konsensorientierte Diskussion und Zusammenarbeit oft erschwert.

Darunter leidet schlussendlich nicht nur die Gesprächskultur sondern auch die Entwicklung der Stadt. Ausserhalb von Expertenkreisen ist das Thema zudem schwierig zugänglich.

ziel

Wir wollten ein strategisches Brettspiel mit Raumplanungs- & Stadtbezug schaffen, welches einerseits sachbezogene Inhalte vermittelt, andererseits aber denselben Spassfaktor wie handelsübliche Spiele aufweist. Dadurch soll es sowohl für fachbezogene Workshops eingesetzt werden können, als auch für breite, spielerische Vermittlung. Das Spiel soll iterativ entstehen und dafür innerhalb wie auch ausserhalb der Expertengruppe gespiegelt und gespielt werden.

Herangehensweise

Spielerisch

Das Spiel soll Wissen vermitteln und zugleich lustig sein. Um dies garantieren zu können, haben wir Rollen eingeführt. Indem man in fremde Rollen schlüpfen und entsprechende Interessen vertreten muss, wird extrem viel Wissen über unterschiedliche Ansprüche vermittelt und diese werden darüber hinaus besser nachvollziehbar. Neben diesem fachlichen Plus ermöglichen die Rollen auch ein "Fiesele" und Gegeneinanderspielen. Die Rolle verbindet also Fach und Spass.

Iterativ

In diversen Sitzungen wurden die Grundzüge des Spiels festgelegt: Wo soll es stattfinden? Welche Themen soll es behandeln? Welche Art von Spiel soll es sein. Schnell kam ein erster Prototyp, basierend auf einer Karte von Zürich, zustande. In den nachfolgenden Sitzungen wurde immer wieder versucht, das Spiel zu spielen. Mit jeder Sitzung, kamen Ideen für Probleme und neue Elemente dazu. Diese wurden wieder integriert und erneut getestet. Durch dieses mehrfache, wiederholte Spielen verfestigten sich schliesslich die Regeln.

Kollaborativ

Parallel zum internen Testen wurde das Spiel immer mehr auch extern angewendet. Zuerst mal im näheren Umfeld der Projektgruppe. Dann an diversen öffentlichen Veranstaltungen der Urban Equipe: So unter anderem an einem Spielnachmittag beim Fokus Wohnen, an einer Conflicity SpielBAR sowie im Kontext der Design Biennale Zürich.

was wurde erreicht?

Wir haben einen Spielprototypen entwickelt, den wir...

  • laufend weiter testen und optimieren,
  • Interessierten als Vorlage zum Selberspielen zur Verfügung stellen und
  • auf Anfrage auch moderiert von uns für Workshops rund ums Thema Stadtplanung eingesetzt werden könnte.

Erkenntnisse

Fokus
Grundsatzfragen wie Ziele (z.B. Wissen teilen & Spielspass) und Zielgruppe (z.B. Fach & Laie) sollten auch in einem iterativen Prozess möglichst früh geklärt werden. Das vereinfacht die spätere Ausgestaltung des Spiels. Während die Spielentwicklung zu Beginn ein Experimentierfeld für verschiedene Ideen sein darf und soll, sollte nach ein paar Tests jedoch eine klar definierte Richtung eingeschlagen werden.

Anspruch auf Vollständigkeit

Wir wollten alle relevanten Faktoren der Verdichtung auffangen und ins Spiel bringen. Irgendwann wurde es zu viel: das Spiel war zu voll, worunter der Spielfluss litt. In einer Konsolidierung versuchte schliesslich jedes Mitglied der Projektgruppe, das Spiel für sich herunterzubrechen. Aus den besten Ideen daraus entstand dann erst der Prototyp, welcher in weiterentwickelter Form jetzt immer noch gebraucht wird.

>> Wichtig: Ein Spiel soll nie den Anspruch haben, eine exakte Schablone der Realität zu sein!

Spielregeln

Bei einem komplexen Spiel wie Conflicity gibt es viele Regeln und neue Begriffe. Entsprechend wichtig ist es für den Spielfluss, die Regeln klar zu formulieren und mündlich strukturiert erklären zu können, so dass die Spielenden nach einer Fragerunde (mit einer kurzen Proberunde) loslegen können. Bei den ersten externen Spielrunden wurde dafür noch nicht genügend Zeit eingeplant.

Highlights

Das Vorgehen vermittelt den Spielenden eine Art Verantwortung für das Spiel sowie die Motivation, das Spiel zu verbessern. Dies wohl auch aufgrund Realitätsnähe und Ortsbezug.

Egal unter welchen Umständen und mit welchen Leuten gespielt wurde, regte es stets zu intensiven Diskussionen über Stadtentwicklung, Verdichtung und die diversen Nutzungsansprüche an den Raum an. Diese Diskussion war für uns nicht nur wertvolles Feedback, sondern zeigte auf, dass das Spiel erreicht, was wir uns gewünscht haben!

Hürden

Fehlendes Spielmaterial stellte in der Entwicklung schnell ein Problem dar: da wir ja nicht genau wussten, welche Spielfiguren, Karten etc. wir am Ende genau benötigen, war Improvisation gefragt: mit Bastelmaterial, Nägeln und Schrauben, die kurzerhand als Figuren umgenutzt wurden, oder später dann auch mit Figuren und Währungen aus anderen Spielsets.

Ein weitere Herausforderung war die Suche nach dem optimalen Setting für das Testen des Spiels. Wir haben dafür bewusst die lockere Atmosphäre einer Bar für gemütliches Spielen beim Feierabendbier ausgesucht. Wir mussten dabei jedoch feststellen, dass die Umgebung nicht zu laut sein sollte: Einerseits weil sonst die Erklärung des Spiels mühsam wird, andererseits auch weil es die Diskussion in der Gruppe hemmen kann.

Selber machen

Möchtet ihr Conflicity gleich selbst testen? Dann findet ihr in unserer Vorlage | Conflicity spielen alles, was ihr braucht. Wir freuen uns immer über euer Feedback zum Spiel.

Dazugehöriges Equipment

Equipment nutzen

Unser Equipment will von euch kopiert, geteilt und je nach individuellen Bedürfnissen weiterentwickelt werden. Wir erwarten dabei, dass ihr jeweils auf uns und allfällige Kompliz*innen verweist und eure Inhalte unter der gleichen Lizenz teilt:

Lizenz: CC BY-SA 4.0 | Urban Equipe & Nextzürich

Zitiervorschlag:
„Dieses Equipment ist unter CC BY-SA 4.0 lizenziert. Es stammt von der Urban Equipe und Nextzürich. Der Originaltext bzw. die Originalversion befindet sich hier [Link einfügen].”

Kontaktlinks:
Nextzürich

feedback, kritik, ideen & wünsche

Wir lernen laufend und im Laufen! Lauft mit uns und teilt eure Erfahrungen, Ideen und Eindrücke mit uns!

Habt ihr Anmerkungen, Kritik oder Ergänzungen zu diesem spezifischen Equipment? Unser Equipment steckt noch in den Kinderschuhen und entwickelt sich nun stetig weiter. Wir freuen uns daher enorm zu hören, wie es bei euch ankommt, ob es verstanden und genutzt wird. Oder eben nicht.

Oder habt ihr Ideen für weitere Gelegenheiten oder Equipments, die wir vielleicht sogar zusammen mit euch erarbeiten können? Kennt ihr Projekte, die ihr gerne hier aufgearbeitet und dokumentiert sehen würdet?

Wir freuen uns via equipment@urban-equipe.ch davon zu erfahren.