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Quartieridee für die Stadt Zürich

  • Praxisbeispiel | Konzept
erstellt: 28.06.19 / aktualisiert: 04.02.22

Die Quartieridee ist ein Gedankenspiel von Nextzürich und der Urban Equipe. Wir erklären darin, warum wir ein Online-Partizipationsverfahren nach dem Prinzip des Participatory Budgeting in Zürich auf Quartiersebene für sinnvoll halten. Und wie sich dieses in die bestehenden Rahmenbedingungen und in Anbetracht der bisherigen politischen Beschlüsse eingliedern lässt. Ausgehend von dieser Projektskizze fanden mit der "Quartieridee Wipkingen" und der "Stadtidee" zwei Pilotprojekte statt.

Auf einen Blick

Was: Ein Gedankenexperiment für ein Participatory-Budgeting-Modell in Zürich.
Wer:
Konzept mit Nextzürich, Umsetzung des Pilotprojekts mit diversen Akteur*innen in Wipkingen
Wann:
Konzeptphase 2018, Pilotprojekt "Quartieridee Wipkingen" 2019-2021, Pilotprojekt "Stadtidee" 2021-2022
Wo:
Gesamte Stadt Zürich (Konzept & Stadtidee) resp. Wipkingen (Pilotprojekt)

Ausgangslage

Wer kennt Zürichs Quartiere besser, als die Zürcher*innen? Sie kennen die Strassen tagsüber und nachts, sie kennen die Schwellen, über die sie täglich stolpern, sie kennen die Sonnen- und Schattenplätze, die besten Verstecke, die Orte mit dem schönsten Ausblick. Ihr Bezug zu ihrem alltäglichen Lebensraum führt zu sehr individuellen und diversen Ideen, wie dieser Raum noch praktischer, schöner, menschlicher, nutzbarer oder lebendiger gestaltet werden könnte. Doch die meisten dieser Ideen finden nicht den Weg zu den gewählten Vertreter*innen in der Politik oder in die Stadtverwaltung und werden deswegen nicht umgesetzt. Warum nicht? Vielleicht, weil die Idee nicht gehört wird, stadtweit nicht relevant genug ist oder weil Städter*innen mit guten Ideen die bestehenden politischen Instrumente nicht nutzen können, wollen oder dürfen.

Auch die Stadt weiss über dieses Potenzial. Doch mit den heute bestehenden Instrumenten lassen sich diese Ideen nur schwer erheben.

ziel

Wir wollen mit Quartieridee eine Plattform schaffen, die...

  • Ideen der Städter*innen sammelt,
  • die Städter*innen bei der Ideengenerierung, -bewertung und -diskussion unterstützt,
  • die Entwicklung der von Städter*innen bevorzugten Ideen fördert,
  • und die Realisierung von geprüften und von den Städter*innen gewählten Projekten verspricht.

Herangehensweise

Was ist ein partizipatives Budget?
Ein partizipatives Budget ist ein demokratischer Prozess, in dem Teilnehmende einer bestimmten Gemeinschaft darüber entscheiden, wie ein Teil des öffentlichen Haushalts(-budgets) ausgegeben wird. Diverse Modelle von partizipativen Budgets wurden weltweit bereits umgesetzt. Sie laufen meistens nach einem ähnlichen Muster, in wiederkehrenden Runden, ab. Dabei werden zuerst Ideen gesammelt und diskutiert. Danach wird ein erstes Mal abgestimmt und die populärsten Ideen werden von der Stadt auf ihre Machbarkeit und Kosten überprüft. In einer zweiten Abstimmung wird entschieden, welche Projekte mit dem verfügbaren Budget umgesetzt werden sollen. Als Vorbild für das Konzept der Quartieridee diente die erfolgreiche Umsetzung Betri Reykjavik. Auch andere Umsetzungen in Grenoble, Montevideo, Paris und Madrid wurden als Basis vertieft analysiert.

Wie lässt sich das Modell auf Zürich übertragen?
Wir sehen für Zürich einen 5-phasigen Prozess vor:

  1. Die Ideenphase läuft kontinuierlich. Dabei werden Ideen online gesammelt, räumlich verortet und diskutiert. Zusätzlich werden die Städter*innen bei diversen Offline-Veranstaltungen (z.B. Ideation-Workshops, Spiele usw.) bei der Entwicklung ihrer Ideen unterstützt.
  2. Während eines festgelegten Zeitraumes (z.B. 4 Wochen) findet die Votingrunde statt. Währenddessen können die Plattformnutzer*innen für und gegen Projekte stimmen. Es sind keine Änderungen der Ideen zulässig, aber neue Ideen können weiterhin in die Ideenphase eingegeben werden.
  3. Die erfolgreichsten Ideen des Votings gelangen in die Entwicklungsphase. Hier werden die Ideen mit den meisten Stimmen aus der Votingrunde einem Machbarkeitstest durch die Stadt unterzogen, gegebenenfalls verbessert, zu Projekten ausgearbeitet und deren Kosten geschätzt. Hierzu sind offene Kommunikationsformen der Stadt gefragt: Städter*innen sollen sich jederzeit über den aktuellen Projektstand ihrer Idee informieren oder sogar in der Entwicklung mitwirken können.
  4. Über die Projekte, die erfolgreich aus der Entwicklungsphase hervorgehen, kann die Bevölkerung in der Budgetingrunde nach bestimmten Kriterien erneut abstimmen. Dabei geht es darum, das verfügbare Budget auf die Projekte zu verteilen. Auch hier begleiten Offline-Veranstaltungen (z.B. Diskussionsrunden, Spaziergänge zu den Projekten usw.) den Online-Prozess. Begründet verworfene Ideen sollen wieder an die Städter*innen zurückgespielt werden – denn diese Rückkopplung führt zu einem Lerneffekt und erhöht die Transparenz für Entscheidungen im öffentlichen Raum.
  5. Die aus dieser Wahl hervorgehenden Projekte gehen dann in den formellen Realisierungsprozess und müssen innerhalb eines bestimmten Zeitraums umgesetzt werden.

>> Wenn ihr es noch genauer wissen wollt, findet ihr das ausführliche Konzept unten im Download-Bereich.

Was wurde erreicht?

Das Konzept wurde von unterschiedlichen Akteur*innen in Zürich als Gesprächsgrundlage für ein partizipatives Budget verwendet. Die Idee war bei vielen Akteur*innen, auch in der Stadtverwaltung, bereits vorhanden und das Konzept ermöglichte eine erste offene Diskussion über das Thema.

Aufbauend auf dem Konzept laufen seit Sommer 2019 Vorbereitungen eines Pilotprojektes.

Erkenntnisse

Das Gedankenexperiment vom Dezember 2018 eignet sich wunderbar dafür, eine Diskussion unter Fachexpert*innen auszulösen. Für eine Öffnung der Diskussion über den Fachkreis hinaus ist das Konzept jedoch zu vertieft und kompliziert aufgebaut.

Die Wissensabschöpfung der Quartiervereine als Vertreter*innen des Quartiers ist in Zürich enorm wichtig. Sie werden als Veranstalter von Offline-Veranstaltungen den Prozess begleiten und die Qualität der Ideen erhöhen. Andererseits ist eine enge Verknüpfung von Online- und Offline-Formaten sowie -Inhalten sehr wichtig. Das können zum Beispiel Spiel-Workshops zur Ideenentwicklung oder Spaziergänge zu den Standorten von ausgewählten Ideen sein.

Downloads

  • Konzept Quartierideehttps://ue01-cdn.ams3.cdn.digitaloceanspaces.com/downloads/Konzept_Quartieridee.pdf

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Lizenz: CC BY 4.0 | Urban Equipe & Nextzürich

Zitiervorschlag:
„Dieses Equipment ist unter CC BY 4.0 lizenziert. Es stammt von der Urban Equipe und Nextzürich. Der Originaltext bzw. die Originalversion befindet sich hier [Link einfügen].”

Kontaktlinks:
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